
Zwischen Job, Kind und Existenzdruck – was Alleinerziehende wirklich brauchen
Familie und Beruf zu vereinbaren stellt für viele Alleinerziehende einen großen Kraftakt dar. Trotz enormer Leistung gelingt er jedoch nicht immer. Denn: Während Paarfamilien Herausforderungen gemeinsam tragen können, fehlt Alleinerziehenden der zweite Elternteil, mit dem sich finanzielle Lasten, Verantwortung und Betreuung teilen ließen.
Obwohl hier staatliche Unterstützungen einen wichtigen Beitrag leisten, sind Alleinerziehende und ihre Kinder besonders armutsgefährdet – mit deutlichen Folgen für körperliche und psychische Gesundheit. Damit die Vereinbarkeit von Beruf und Carearbeit künftig besser gelingt, sind weitere Entlastungen der Familien sowohl durch staatliche Einrichtungen als auch durch Unternehmen notwendig.
Mehrfachbelastungen mit hoher Gesundheitslast
Alleinerziehenden mit mehreren Kindern ist es kaum möglich, in Vollzeit zu arbeiten. Zu oft sind Ferien, Krankheitszeiten und die allgemeine Betreuungszeit nicht mit den Anforderungen einer Vollzeitstelle vereinbar. Pflegeurlaub reicht nie aus und ergänzende Kinderbetreuung fehlt fast zur Gänze. Gerade Alleinerziehende benötigen aber eine hohe Flexibilität, um ihren Job zu halten. Die – auf allen Ebenen – bevorzugte Erwerbsarbeit gelingt oft nur in Teilzeit und auf Kosten des Einkommens mit all den Folgekosten. Das erzeugt einen sehr hohen Stresslevel, der sich nachweislich auf die Gesundheit und den Erhalt der Arbeitskraft niederschlägt.
Frau M., Mutter von zwei Kindern in Teilzeit, bringt es auf den Punkt: „In der zweiten Monatshälfte wird unser Budget so knapp, dass ich bei jedem Einkauf abwägen muss. Unser Speiseplan wird dann sehr eintönig. Miete, Strom und Lebensmittelpreise steigen schneller als mein Einkommen.“
Was jetzt zu tun ist
Der Fall von Frau M. zeigt, wie dringend strukturelle Reformen nötig sind, um Alleinerziehenden ihre Handlungsspielräume wieder zurückzugeben. Dazu braucht es in erster Linie ein gesamtgesellschaftliches Umdenken: von Arbeit und Familie hin zu Familie und Arbeit. Derzeit wird das Grundbedürfnis nach familiären Beziehungen zu wenig berücksichtigt. Das zeigt sich etwa an den Öffnungszeiten von Kindergärten, die sich nach institutionellen Anforderungen richten. Familienbedürfnisse sind zweitrangig – Veränderungen müssen hart erkämpft werden. Wesentliche Ansatzpunkte dabei sind:
- Existenzsichernde Arbeitsplätze mit familienfreundlicher Arbeitszeitgestaltung, insbesondere für Eltern sehr junger Kinder.
- Gezielte finanzielle Entlastung, etwa durch soziale Dienstleistungen wie Bildungs- und Freizeitangebote, Ausbau der Ganztagsschulen.
- Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit, Therapieplätze sowie Eltern-Kind-Kuren zur Prävention und Regeneration.
- Flächendeckende, leistbare und hochwertige Kinderbetreuung – auch in Randzeiten und Ferien – sowie ergänzende Angebote bei Krankheit oder Fahrtendienste und Unterstützung bei der Eingewöhnung.
So unterstützen wir Alleinerziehende
Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) setzt sich seit fast 40 Jahren für die Rechte und Bedürfnisse von Ein-Eltern-Familien ein. Wir machen Benachteiligungen sichtbar, bringen konkrete Verbesserungsvorschläge in die Politik und informieren die Öffentlichkeit. Das Ziel der ÖPA lautet: gleiche Chancen für alle – unabhängig von der Familienform.
Lesen Sie auch den Online-Ratgeber für Alleinerziehende mit Unterstützungsangeboten:
Informieren Sie sich über Veranstaltungen für Alleinerziehende im Willi, dem Veranstaltungskalender für Alleinerziehende:
Über diesen Beitrag
Auf Einladung von Mediaplanet hat die ÖPA für die Beilage „Arbeit und Familie“ einen Beitrag zu den Herausforderungen, denen sich Alleinerziehende im Berufseinstieg, Job und bei der dazu notwendigen Kinderbetreuung gegenübersehen, verfasst.
Die gesamte Ausgabe der Beilage mit zahlreichen interessanten Beiträgen finden Sie unter:
⇛ AT – Arbeit und Familie by Mediaplanet Österreich & Schweiz – Issuu