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Vier wirksame Jahre gegen Kinderarmut: Soziale Dienstleistungen stärken

Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende zieht in einer Pressekonferenz nach vier erfolgreichen Projektjahren „Entlastende Dienste für Kinder von armutsgefährdeten Alleinerziehenden“[1] Bilanz. Die sozialen Dienstleistungen, die im Rahmen des Projektes angeboten wurden, setzen dort an, wo Familien mit wenig Ressourcen am meisten Unterstützung benötigen, um ihre Zukunftschancen zu erhöhen. Dazu gehören ergänzende Kinder- und Ferienbetreuung, Alltagshilfen für Eltern sehr junger Kinder unter drei Jahren, motopädagogische Bewegungskurse, begleitete Familienauszeiten in den Ferien sowie Lernhilfen. Eine Evaluierung der Dienste zeigt eindrucksvoll, dass diese nachhaltige Bausteine zur Bekämpfung von Kinderarmut darstellen.

„Am meisten hat es mich entlastet, als ich krank war und trotzdem Betreuung da war. Ich konnte mich einfach hinlegen und ausruhen. Das passiert nicht oft.“ (Mutter aus Entlastende Dienste-Projekt)

Halbierung der Kinderarmut in Österreich

Um das für 2030 angestrebte Ziel zu erreichen, ist aus Sicht der ÖPA ein Paradigmenwechsel in der Bekämpfung von Kinderarmut notwendig. Im aktuellen Diskurs wird hauptsächlich von der Aufteilung von Geld und Sachleistungen gesprochen. Genauso wichtig ist jedoch, den schnellen, unkomplizierten Zugang für Kinder und Jugendlich zu sozialen Dienstleistungen sicher zu stellen. Damit dieser gute „Mix“ an Leistungen eine tatsächliche Reduktion der Kinderarmut bewirken kann, ist es wichtig, alle Beteiligten miteinzubinden, auch die Kinder und Jugendlichen selbst. Das vorliegende Projekt kann hier ein guter erster Ansatz sein, um das Angebot für armutsbetroffene Kinder auszuweiten. Wichtig wäre, diese Betrachtungsweise auch für Gesundheitsdienstleistungen auszuweiten, da diese im Projektumfang nicht enthalten waren.

„Ich gehe beruhigter durch die Sommerferien, da ich weiß, dass ich zumindest für eine Ferienwoche Hilfe bekomme.“ (Mutter aus Entlastende Dienste-Projekt)

Wert sozialer Dienstleistungen

Der Ausbau und die niederschwellige Bereitstellung von Dienstleistungen in Form chancen- und bedarfsgerechten Gemeinschaftseinrichtungen sind für Kinder und Jugendliche essenziell, um ihre Chance für die Zukunft zu sichern. Diese dürfen nicht durch Geld- oder Sachleistungen ersetzt werden bzw. gegeneinander ausgespielt werden. Soziale Dienstleistungen sind oftmals in Krisen oder schwierigen Lebensphasen treffsicher und notwendig. Sie unterscheiden sich von Sachleistungen insofern, als dass sie in dem Moment verbraucht werden, in dem sie notwendig sind und ohne Umwege über Gutscheine in Anspruch genommen werden können.

„Ich war sehr froh über die Unterstützung der Lernhilfe. Meine Tochter verbesserte sich, und dadurch wurde ihr eine Aufnahme in die HLW ermöglicht.“ (Mutter aus Entlastende Dienste-Projekt)

Soziale Dienstleistungen ausbauen

Im Zuge der Projektabwicklung wurde ganz eindeutig klar, dass Angebote in der ergänzenden Kinderbetreuung oder der Nachhilfe sowie sozialpädagogischen Unterstützung der Familien fehlen. Die ÖPA fordert Dienstleistungen in folgenden Bereichen besonders dringend ein:

  • Flexible und ergänzende Kinderbetreuung, die besonders für die von der ÖPA vertretenen Familienformen eine hohe Notwendigkeit aufweisen.
  • Frei zugängliche Gesundheitsdienstleistung für sowohl physische als auch psychische Erkrankungen sowie Belastungen, wie z.B. Ergo-, Logo- und Psychotherapie, Eltern-Kind-Kuren, etc.
  • Zusätzliche niederschwellige und kostenlose Beratungs- und Bildungsangebote sowohl für Kinder als auch für Eltern, z.B. Nachhilfeangebote, Bildungsberatung, Elternbildung, Frühe Hilfen bis zum 10. Lebensjahr, etc.
  • Zugang zu unterschiedlichen niederschwelligen, partizipativen und flächendeckenden Kultur- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche unter besonderer Berücksichtigung der Ferienzeiten
  • Kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel


Download-Link zur Projekt-Broschüre „Entlastende Dienste“:
oepa.or.at/publikationen

Alleinerziehende in Österreich

Statistik Austria

Es gibt rund 164.000 Ein-Eltern-Familien mit erhaltenen Kindern unter 25 Jahren. Davon 103.000 mit Kindern unter 15 Jahren.
Dabei handelte es sich zum überwiegenden Teil um alleinerziehende Mütter (141.000). Davon 91.000 mit ihren Kindern unter 15 Jahren.
Alleinerziehende Väter gab es deutlich seltener (23.000, davon 11.000 mit Kindern unter 15 Jahren)[2]

EU_SILC_2024 [3]

Mit einer Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung von 43% sind Alleinerziehende und ihre Kinder die am höchsten betroffen Familienform in Österreich. Der Durchschnitt liegt aktuell bei 17%. Selbst die Armutsgefährdung liegt nach Hinzurechnung von Sozialleistungen noch bei 36%.
Ohne Sozialleistungen würde die Armutsgefährdung bei 60% liegen. Im Ö-Durchschnitt liegt die Armutsgefährdung bei 14%, vor Berücksichtigung der Sozialleistungen bei 24%.

Armutsgefährdungsschwelle bei 60% Medianeinkommen: für 1 Person und ein Kind unter 14 Jahren liegt monatlich bei € 2.159,- (12x pro Jahr).

Kinder (EU_SILC_2024)
Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdungsquote bei zu erhaltenden Kindern unter 25 Jahren in Ein-Eltern-Haushalten liegt bei 44%, die Armutsgefährdung liegt bei 36%. Bei Kindern unter 14 Jahren steigt die Armutsgefährdung auf 41%, Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung und 51% Armutsgefährdung.

[1] Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums
[2] Q: STATISTIK AUSTRIA, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2024 (Durchschnitt aller Wochen eines Jahres). Erstellt am 17.03.2025. – Die hier verwendete Definition von Familie entspricht dem Kernfamilien-Konzept (Partner, Kind, Mutter oder Vater in Ein-Eltern Familien). Dieser Familienbegriff umfasst grundsätzlich nur im selben Haushalt lebende Personen.
[3] Tabellenband Eu-Silc 2024

Wenn Alleinerziehende ungleich behandelt werden, zeigen wir das auf.

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