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© Armutskonferenz

ÖPA fordert weitere Maßnahmen gegen Armut

Alleinerziehende: Neue Zahlen belegen Maßnahmen gegen Armut nicht ausreichend

UTL: Die ÖPA, Österreichische Plattform für Alleinerziehende, mahnt dringend Reformen ein. Die angesagten Antiteuerungsmaßnahmen und Unterstützungsleistungen können die anhaltend hohe Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung nicht brechen.

Wien, 25. April 2024. Die heute veröffentlichten Zahlen der Europäischen Erhebung zu Einkommens- und Lebensbedingungen (EU-SILC) zeigen, dass seit Jahrzehnten keine Senkung der Armutsgefährdung erfolgte. In Österreich können 48% der Alleinerziehende die Grundbedürfnisse für ihre Kinder nur schwer oder gar nicht decken. Verantwortlich dafür ist nicht nur die unzureichende Sozialhilfe. Wesentliche Faktoren liegen bei den von vornherein höheren Kosten in Ein-Eltern-Haushalten. Eine weitere Barriere bildet die oft komplexe und langwierige Antragsstellung um Sozialleistungen und Unterstützungsmaßnahmen. Erhebungen zur Einkommenssituation Alleinerziehender vor und nach Sozialleistung zeigen, dass der Sozialstaat nur bedingt wirkt – die Betroffenen bleiben dauerhaft in Armut. Zusätzlich fehlt die von der Regierung in Aussicht gestellte Unterhaltsreform und ein adäquater Zugang zum Arbeitsmarkt.

ÖPA mahnt Reformen ein

Betroffene klagen zum Beispiel darüber, dass das Warten auf den vor zwei Monaten gestellten Antrag auf Mindestsicherung von den laufenden Kosten überholt wird. Oft bricht Verzweiflung aus. Um zu verhindern, dass Alleinerziehende sich in derart belastenden Situationen wiederfinden, fordert die ÖPA, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen so rasch als möglich an die Lebensrealitäten der Ein-Eltern-Haushalte angepasst werden. Dies beinhaltet die von Expert*innen vorgeschlagene Unterhaltssicherung, treffsichere soziale Transferleistungen sowie eine kostenfreie, inklusive Kinderbetreuung.

Zur besseren Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit gehört auch die von der ÖPA mit Nachdruck geforderte ergänzende, flexible Kinderbetreuung für Alleinerziehende. „Nur familienfreundliche Arbeitsbedingungen können die Situation von Ein-Eltern-Familien entschärfen“, fügt Evelyne Martin, Vorstandsvorsitzende der ÖPA hinzu. „Ein funktionierender Sozialstaat muss Alleinerziehenden mit Kindern die Möglichkeit bieten, den Wiedereinstieg stufenweise zu gestalten. Unternehmen sind gefordert, Arbeitszeitmodelle vorzulegen, die dies ermöglichen.“

Alleinerziehen ist teuer

Haushalt, Arbeit, Schule, Freizeitgestaltung, Kinderbetreuung und -versorgung stellen Alleinerziehende vor hohe Herausforderungen. Diese Last allein zu bewältigen, bedeutet nicht nur einen höheren Arbeitsaufwand, sondern auch eine erheblich höhere finanzielle Belastung als für Paarfamilien. Die Kosten für Wohnraum müssen mit einem – meist geringeren – Einkommen abgedeckt werden, fehlende Unterhaltszahlungen und hohe Kosten für Kinderbetreuung (Stichwort Schulferien) verschärfen die ohnehin schon knappen Verhältnisse der betroffenen Familien.

Fakten

2023 gab es in Österreich 168.000 alleinerziehenden Familien mit etwa 242.000 Kindern (unselbständig, unter 25 Jahren). Davon sind ca. 146.000 (87,%) Mütter und 22.000 (13%) Väter. Die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung von Alleinerziehenden Haushalten ist von 2021 auf 2022 von 47% auf 52% gestiegen und im Jahr 2023 auf 48% gesunken. Die Armutsgefährdung lag 2023 nach Sozialleistungen bei 41%. Ohne Sozialleistungen würde die Armutsgefährdung bei 62% liegen. Die durchschnittlichen Kosten für ein Kind in einem Ein-Eltern-Haushalt betragen im Monat mit 900€ doppelt so viel wie für ein Kind in einer Paarfamilie mit 483€.

Alle Presseaussendungen der ÖPA finden Sie hier:

Wenn Alleinerziehende ungleich behandelt werden, zeigen wir das auf.

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