Auf einer Landschaftsaufnahme sind Wälder, Berge und Wiesen an einem sonnigen Sommertag zu sehen.
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ÖPA fordert Ausbau von Eltern-Kind-Kuren

Pressemitteilung vom 28. Mai 2025

Die ÖPA fordert anlässlich des Internationalen Aktionstags für Frauengesundheit am 28. Mai den raschen Ausbau von Eltern-Kind-Kuren. Die Gesundheit der Eltern hat erwiesenermaßen großen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende, ÖPA, stellt einen großen Bedarf an Eltern-Kind-Kuren fest. In Österreich werden derartige Erholungsaufenthalte z.B. vom Programm „mia – Miteinander Auszeit“ der pro mente Reha GmbH in Bad Hall, Oberösterreich, angeboten. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, der Bedarf kann wegen zu vieler Anträge nicht gedeckt werden. Teilhaben können allerdings nur Kinder von 3-12 Jahren, dadurch werden sowohl Familien mit jüngeren als auch älteren Kindern von diesem Angebot ausgeschlossen. Der Einfluss elterlicher Gesundheit auf die Entwicklung ihrer Kinder – insbesondere auf die psychische Gesundheit –ist gut belegt: Studien zeigen ein erhöhtes Risiko für Kinder, gesundheitlich beeinträchtigter Eltern, mit psychischen Problemen zu kämpfen oder an einer psychischen Störung zu erkranken.

ÖPA stellt wachsenden Bedarf fest

Die ÖPA verzeichnet auf ihren Informationsseiten über Eltern-Kind-Kuren mit fast 30.000 Aufrufen in zwei Jahren eine sehr hohe Nachfrage (oepa.or.at/kompass, Kapitel Gesundheit). Zusätzlich erreichen uns regelmäßig Anfragen zu diesem Thema. Ein Beispiel ist Frau M.: Sie ist alleinerziehende Mutter eines zweijährigen, beeinträchtigten Kindes, der Vater bringt keine Unterstützung ein. Frau M. ist bereits seit ihrer Schwangerschaft aufgrund einer schwierigen Situation in ihrer Herkunftsfamilie hoher emotionaler Belastung ausgesetzt. Die Teilnahme an MIA ist nicht möglich, weil das Kind noch nicht drei Jahre alt ist. Auch Frau N., alleinerziehende Mutter eines 13-jährigen Sohnes, kann nach einem Bandscheibenvorfall nicht auf Reha fahren, da es in Österreich keine entsprechenden Angebote für Mutter und Kind gibt.

 Alleinerziehende sind zahlreichen Studien zufolge verstärkt Stress ausgesetzt, gleichzeitig haben sie weniger bis keine Regenerationszeiten. Dies führt vermehrt zu psychischen und physischen Auswirkungen bis hin zu Burnouts und chronischen Schmerzen.

Von einer Eltern-Kind-Kur profitieren beide Seiten: Der erkrankte Elternteil wird behandelt und entlastet, während die Kinder professionell betreut werden, beschreibt Evelyne Martin, Vorstandsvorsitzende der ÖPA, den hohen Nutzen dieser Angebote. „Gleichzeitig bietet der Aufenthalt eine enorme Stütze für die Kinder kranker Elternteile, da ihre Mutter oder ihr Vater versorgt werden und sie einfach nur Kind sein können.“

Ausbau auf mehreren Ebenen notwendig

 Zurzeit sind die Angebote in Österreich sehr beschränkt:

  • Die Mutter/Vater-Kind-Einrichtung „mia – Miteinander Auszeit“ der pro mente Reha GmbH in Bad Hall ist ein präventives Angebot zur Stärkung der psychischen Gesundheit und bietet belasteten Familien gezielt die Möglichkeit, während eines stationären, dreiwöchigen Aufenthalts wieder Kraft für die Herausforderungen des Alltags zu sammeln und damit schweren psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Durch eine therapeutische Begleitung der Eltern und eine pädagogische Begleitung der Kinder von 3 bis 12 Jahren kommt es zur Stabilisierung der Familiensysteme. Pro Jahr können ca. 350 Familien das Angebot nutzen, fast zwei Drittel davon sind Alleinerziehende.

  • Das Angebot „EMMA – Eltern mit Kind machen Auszeit“ steht ausschließlich Eltern eines Kinds mit Beeinträchtigung ab vier Jahren zur Verfügung, die bei der ÖGK versichert sind, und kommt somit z.B. für Frau M. ebenfalls nicht in Frage.

  • Das Rehazentrum Wildbad in der Steiermark ist auf die psychiatrische Rehabilitation Kinder von Eltern mit psychiatrischen Erkrankungen können ab 3 Jahren bis Ende der Schulzeit als Begleitperson mitgenommen werden.

 

Um dem hohen Bedarf gerecht zu werden, ist der Ausbau eines weiteren Standorts wie Bad Hall unumgänglich. Weiters muss die Kinderbetreuung auch für jüngere und ältere Kinder sichergestellt sein. Eine dritte Ebene betrifft die Therapieplätze: Hier muss das Angebot auf körperliche Beschwerden erweitert werden, sodass auch Frauen wie Frau N. z.B. nach einem Bandscheibenvorfall mit Kind auf Reha fahren können.

Gesunde Eltern – gesunde Kinder

Der Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Eltern und der Resilienz bzw. dem gesunden Aufwachsen ihrer Kinder ist in unterschiedlichen Studien belegt: So haben Kinder psychisch kranker Eltern ein erhöhtes Risiko, selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln.[1] Auch eine schwere körperliche Erkrankung eines Elternteils kann die Beziehung zwischen Eltern und Kind auf vielfältige Weise belasten und die weitere Entwicklung des Kindes nachhaltig beeinträchtigen.[2] „Eltern-Kind-Kuren können als präventives Angebot zu einem gesunden Aufwachsen von Kindern beitragen und sind gerade für Alleinerziehende, die in besonders hohem Maße Mehrfachbelastungen ausgesetzt sind, eine wichtige Unterstützungsmaßnahme“, führt Evelyne Martin aus.

 

[1] COMPARE – Risikobewertung bei Kindern psychisch kranker Eltern (gesundheitsforschung-bmbf.de), abgerufen am 27.5.25

[2] Kinder körperlich kranker Eltern: Psychische Folgen und Möglichkeiten der Prävention (aerzteblatt.de), abgerufen am 27.5.25

 

Alle Presseaussendungen der ÖPA finden Sie hier:

Wenn Alleinerziehende ungleich behandelt werden, zeigen wir das auf.

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