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Mental Load und gleichberechtigte Elternschaft

Der Begriff „Mental Load“ ist mittlerweile in aller Munde. Aber was bedeutet der Begriff genau und welche Auswirkungen bemerken wir diesbezüglich für Elternpaare? Der Verein Frauen* beraten Frauen* hat sich in den letzten Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt und bietet auch Beratungen, Workshops und Vorträge zum Thema Mental Load und gleichberechtigte Elternschaft an.

Mental Load meint die unsichtbaren Aufgaben in der Familie, die in erster Linie auf den Schultern von einer Person lasten. Es geht nicht nur um die Durchführung von Haushaltstätigkeiten, Organisation und Planung in der Familie, sondern vor allem um das daran Denken, Planen, Organisieren und teilweise Durchführen.

Mit dem Kind zur Kinderärztin zu gehen ist die Durchführung der Aufgabe. Den Termin zu vereinbaren, die e-card und den Gesundheitspass herzurichten, sich zu überlegen, ob und wann das Kind geimpft wird, im Kindergarten zu sagen, dass das Kind später kommt – das ist der Mental Load. Frauen planen und organisieren das Familienzusammenleben, sie denken daran zu kontrollieren, ob die Kinderschuhe und das Gewand noch passen, ob das Wechselgewand im Kindergarten ist, recherchieren über Beikost und Barfußschuhe, kümmern sich um einen Ersatz, wenn die Kinderbetreuung ausfällt, etc. Diese Liste lässt sich noch endlos fortsetzen. Jede dieser Aufgaben für sich braucht nicht sehr viel Zeit, es ist die Summe dieser vielen Denk- und Planungstätigkeiten, die zur emotionalen und körperlichen Erschöpfung führt. Mental Load ist unsichtbar und unbezahlt. Deshalb erhält die Person, die den Mental Load trägt, auch keine Anerkennung für ihre Arbeit – weder von der Gesellschaft noch von dem Partner bzw. der Partnerin.

Zahlreiche Studien bestätigen mittlerweile, dass die unbezahlte Care-Arbeit in Österreich nach wie vor Frauensache ist. Dies liegt nicht primär am Geschlecht oder daran, dass Frauen genetisch dazu besser in der Lage wären, sondern an Faktoren wie der Sozialisation, gesellschaftlichen Rollenerwartungen und strukturellen Rahmenbedingungen. Das vorherrschende Familienmodell in Österreich sieht immer noch den Vater als Familienernährer vor, der die Hauptlast der finanziellen Verantwortung für die Familie trägt und daher meist Vollzeit erwerbstätig ist. Und die Mutter als „Dazuverdienerin“, die ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der unbezahlten Care-Arbeit reduziert. Weniger als 3 % der Väter gehen länger als zwei Monate in Karenz, mehr als 72 % der Mütter reduzieren nach der Karenz ihre Erwerbsarbeit zugunsten der Versorgung der Kinder (Statistik Austria 2022).

Care-Arbeit gegen ökonomische Macht

Durch diese Rollenverteilung entsteht ein Machtungleichgewicht in der Beziehung. Die Person, die hauptsächlich die Fürsorgearbeit übernimmt, wird zum*zur Familienmanager*in und hat mehr Wissen über den Familienalltag. Sie wird immer besser in der Übernahme der Tätigkeiten, weil sie diese häufiger ausführt. Die Person, die den Mental Load nicht trägt, hat in der Regel aber die ökonomische Macht, weil sie mehr Energie und Zeit für das berufliche Weiterkommen aufwenden kann. Wie ein Paar die unbezahlte Care-Arbeit und den Mental Load vor einer Trennung verteilt, hat also Auswirkungen auf die Bindung zu den Kindern, auf das Wissen um deren Bedürfnisse und auf die finanziellen Möglichkeiten.

Was passiert nach einer Trennung?

Wer erwartet, dass Eltern die gewählten Verantwortungsbereiche nach einer Trennung automatisch und sofort anders verteilen könnten, bedenkt die Auswirkungen von Mental Load nicht mit. In der Praxis erlebe ich, dass der Mental Load selbst bei Paaren mit ausgedehntem Kontaktrecht oder dem Wechselmodell meist weiter bei den Müttern liegt. Dies führt unweigerlich zu Konflikten, und meist sind die Ursachen dafür beiden gar nicht bewusst.

Kann es Eltern trotzdem gelingen, gleichberechtigte Elternschaft nach einer Trennung zu leben? Grundsätzlich ja. Allerdings müssen es beide Elternteile wollen. Mental Load teilen kann nicht verordnet werden und es passiert nicht automatisch. Es braucht die Bereitschaft von beiden, Kompetenzen zu übergeben, Tätigkeiten sichtbar zu machen, miteinander Dinge auszuhandeln, und erfordert ein hohes Maß an Kommunikation und Reflexionsfähigkeit. Es ist ein Prozess, der Zeit und Vertrauen ineinander braucht.

In Partnerschaften, in denen es vor der Trennung schon eine annähernd gleiche Verteilung der Aufgabenbereiche gegeben hat, gelingt dies leichter. Denn hier konnte die Sicherheit erworben werden, dass die Kinder bei beiden Elternteilen gut versorgt sind.

 

Hier geht es zu der aktuellen Ausgabe der ÖPA-Zeitung mit einer Langfassung des Beitrags.

 

 

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Barbara Schrammel

Barbara Schrammel ist Sozialpädagogin, Psychotherapeutin (Psychodrama), Mutter von zwei Töchtern und Beraterin im Verein Frauen* beraten Frauen*. Sie hält Vorträge, Workshops für Multiplikator*innen und leitet gemeinsam mit Dr. Erich Lehner Workshops und eine fortlaufende Gruppe für Paare.

Foto: © Barbara Schrammel

Wenn Alleinerziehende ungleich behandelt werden, zeigen wir das auf.

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